Der
Anteil der in relativer Armut lebenden Menschen ist 2003 auf 15,3 %, ca. 18
Millionen Menschen gestiegen.
In Deutschland gibt es Millionen funktionaler Analphabeten, die
meisten Schätzungen sprechen von 0,75 - 3,00 %
manche nennen bis zu vier Millionen Menschen ca. 5 %
(vgl.
http://www.alphabetisierung.de/hintergrund.html siehe: Döbert,Marion /
Peter Hubertus: Ihr Kreuz ist die Schrift. Analphabetismus und
Alphabetisierung in Deutschland. Herausgegeben vom Bundesverband
Alphabetisierung e.V. Münster / Stuttgart 2000 / 2. Auflage 2001).
Angesichts dieser Zahlen ist Volksbildung sicherlich nötiger denn je,
weil nur mit Bildung kann Chancengleichheit hergestellt und soziale Grenzen
überwunden werden.
Bildungspolitik in Deutschland überwindet aber nicht, sondern zementiert die soziale
Segregation in der Gesellschaft. Dies weiß man seit PISA. Das gilt auch
in der Weiterbildung.
Für Volksbildung in der Weiterbildung sind eigentlich vor allem die
Volkshochschulen (vhs) zuständig, da vor allem sie öffentliche Gelder
dafür erhalten. Wie man nun am Beispiel der vhs Heidelberg zeigen kann,
fördert Bildungspolitik die soziale Segregation geradezu. Für die dort Verantwortlichen ist
es interessanter Angebote für Besserverdienende anzubieten.
Im Herbst 1995 wurde die Heidelberger Akademie für Gesundheitsbildung
(HAG, Internet: http://www.hag-hd.de)
gegründet. Zwar gab und gibt es einen Fachbereich "Gesundheit und Wellness"
an der vhs, diese ist für´s einfache Volk, die Besserverdienende (z.B. Ärzte)
wollte oder konnte man nicht unter dem Namen "Volkshochschule" erreichen.
Gegen Innovationen ist natürlich nichts einzuwenden, es fragt sich nur
inwieweit das Unternehmensrisiko von der vhs getragen werden muss und Gelder,
die für Volksbildung vorgesehen sind, für Ärzteweiterbildung
zweckentfremdet werden.
Fragwürdig ist weiterhin die einzigartige Stellung der HAG "innerhalb"
der vhs. Sie ist kein Fachbereich der vhs wie etwa Kunst oder Wellness,
sondern de facto ein eigenständiges Unternehmen, das die von der Stadt
Heidelberg und Land Baden-Württemberg subventionierten Ressourcen
(Mitarbeiter, Räume etc.) der vhs nutzt.
Die HAG ist seit ihrem Bestehen auf diese öffentlichen Gelder
angewiesen. Erst wenn man fiktiv öffentliche Gelder, die für die
Förderung der vhs vorgesehen sind, der HAG zurechnet, konnte man in einigen
Jahren Gewinne bei der HAG ausweisen. 2003 wurde bei der HAG sogar ein
Verlust von 81.784,24 € erwirtschaftet, sofern man öffentliche Gelder
hinzurechnet, sind es "nur" 26.033,95 €. Die HAG konnte und kann nur durch
öffentliche Gelder am Leben erhalten werden.
Der hervorragende Ruf der Institution „Volkshochschule“ wird missbraucht
um
de luxe Seminare (Getränke und Buffet inklusive) und
Ärzte-Kongresse bzw. –Weiterbildung zu finanzieren. Damit werden
öffentliche Gelder bewusst
zweckentfremdet. Gegen Kurse, die zukunftsfähige Themen wie z.B.
„Ganzheitliche Atem- und Leibtherapie“, „TOUCH FOR HEALTH“ behandeln, ist ja
nichts einzuwenden. Aber müssen diese aus dem Topf, der für die vhs und
damit die Breitenbildung vorgesehen ist, finanziert werden? Seit wann
gehören Ärzte zu den finanziell benachteiligten Berufsgruppen?
Öffentliche Gelder, die für die
Volksbildung vorgesehen sind, werden an Besserverdienende
weitergeleitet. Da spielt es keine Rolle, dass diese Gelder unter dem
Motto "Volksbildung nötiger denn je ..." rekrutiert werden (vgl. L.
Nipp-Stolzenburg/H.-M. Mumm/R. Riese: "Volksbildung nötiger denn je ...". 50
Jahre Volkshochschule Heidelberg- Beiträge zu ihrer Entwicklung und zur
Geschichte ihrer Vorläufer. Heidelberg 1996).
2. Verantwortungsloser Umgang mit
Geldern innerhalb der HAG und Gefährdung der Gemeinnützigkeit der vhs
durch willkürliche Bezahlung und unlauteren Wettbewerb
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Einige Personen werden durch eine unverhältnismäßig
hohe Vergütung bzw. durch Beraterverträge begünstigt, obwohl dies die
Satzung der vhs verbietet. Dazu gehört die unverhältnismäßig hohe und
leistungsunabhängige Bezahlung des Leiters, Dr. Wolfgang Knörzer, der HAG.
Dabei hat er großzügig Beraterverträge für Arbeiten vergeben, die eigentlich
in seinen Aufgabenbereich fallen, d.h. wofür er selber bezahlt wird z.B.:
„Unterstützung der Lehrkräfte, Beratung der Teilnehmer/-innen,·
Kontaktpflege zu Kooperationspartnern und Sponsoren, Organisation und
Controlling (Teilnehmercontrolling und Finanzcontrolling) des
Seminarangebotes, Vorbereitung von Werbematerialien und Pressenotizen,
Seminarevaluation etc.".
Weiterhin wurde nach Angabe des Leiters der HAG der
Internet-Auftritt von einem Freund für einen Freundschaftspreis erstellt.
Die vielen EDV-Dozenten, die bei der vhs für ein Appel und Ei seit Jahren
Kurse anbieten, wurde nicht einmal die Chance eingeräumt, ein Angebot
abzugeben.
Weiterhin wurde ein Vertrag abgeschlossen, der eine freiberufliche
Projektleiterin begünstigte. Ihr wurde ein Minimum von 18.000 € oder 15
% der Einnahmen garantiert, auch wenn die Veranstaltung nicht stattgefunden
hätte. Frau Birgit Byrd-Bommes, die langjährige Vorsitzende des Vorstandes,
hat nichts gegen solche Beraterverträge auszusetzen, einzig die Position
"Beraterverträge" in der Bilanz fand sie nicht angebracht und suchte
vergeblich nach einem anderen Begriff.
Jeder der über 640 Dozenten der vhs bekommt nur Geld, wenn der Kurs
stattfindet, ansonsten bekommt er kein Geld und muss selber alle
Vorbereitungen aus eigener Tasche bezahlen. Eine Marktbezogene
Honorierung also. In der HAG ist dieses Prinzip für den Leiter, die
Projektleiter und die Berater anscheinend nicht bekannt. Inwieweit auch
andere Personen innerhalb der HAG oder vhs so begünstigt wurden, kann nur,
wenn überhaupt, von einer unabhängigen Prüfungskommission festgestellt
werden.
Die meisten Teilnehmer und damit Profiteure von billigen Kursen der vhs
kommen aus folgenden "sozialen Brennpunkten": Neuenheim, Altstadt, Weststadt
und Bergheim (für ortsunkundige: dies sind die "besseren" bürgerlichen
Stadtteile). Viele Teilnehmer z.B. der EDV-Kurse müssen ihre Kurse oft gar
nicht selber bezahlen, da der Arbeitgeber die Kurse bezahlt, es sind oft
Mitarbeiter aus leistungsfähigen Betrieben u.a. auch SAP. Die wirklich
Bedürftigen kommen kaum in Kurse, dies gilt auch für andere Abteilungen. Man
muss da nur die Titel der Veranstaltungen lesen, dann sieht man, dass diese
kaum für Sozialhilfeempfänger oder Arbeitslose gedacht sind.
Eine Niederlassung, Stadtteil-vhs, unterhält die vhs in
Ziegelhausen (für ortsunkundige: dies ist der Stadtteil in dem die
Anzahl der Millionäre die der Hartz IV-Betroffenen leicht übersteigen
dürfte). Der Auftrag der vhs wird wohl verfehlt , wenn in Ziegelhausen eine
Filiale eröffnet wird, aber nicht im Süden Heidelbergs, der ja auch wegen
der hohen Einwohnerzahl (Boxberg, Emmertsgrund, Kirchheim, Rohrbach, für
ortsunkundige: im Süden liegen in Heidelberg die sozialen Brennpunkte) eine
Volksbildungsstätte verdient.
Ein privates (Weiterbildungs-)Unternehmen kann sicherlich nur nach
finanziellen Kriterien entscheiden. Wenn die vhs aber nur Kurse für
Besserverdienende anbietet und ganze Stadtteile und Bevölkerungskreise, für
die sie ja eigentlich zuständig ist, sträflich vernachlässigt, dann verstößt
sie gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (GUW), da
selbständige Dozenten oder private Weiterbildungsinstitutionen mit einer
subventionierten Institution nicht mithalten können und daher benachteiligt
werden. Die Leiterin der vhs und die zuständigen Gremien kennen diesen
Zusammenhang.
3. Ungleichbehandlung, willkürliche
Entlohnung, Feudale Klassenstruktur innerhalb der Beschäftigten. Inverse
Solidarität: Dozenten als bilanztechnische Verfügungsmasse
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Seit Jahren werden im Abendgymnasium, Abendrealschule
und HAG Verluste eingefahren. Im Abendgymnasium und in der Abendrealschule
verfügen die Mitarbeiter über eine sehr gute BAT-Alimentierung. In der HAG
gibt es BAT-Alimentierung, gutdotierte Beraterverträge, Honorare für
Dozenten der HAG, die bis zu fünfmal höher sind wie in der vhs,
zwischen 30 und über 100 € je Unterrichtseinheit bei der HAG, dabei
entscheidet der Leiter der HAG willkürlich, wem er wie viel gibt. Bei der
vhs beträgt das Dozentenhonorar zwischen 19 und 24 €, jede Abteilung hat ein
einheitliches Honorar.
Die festen vhs-Mitarbeiter genießen eine
leistungsUNabhängige BAT-Alimentierung. Die über 640 vhs-Dozenten
werden Markt bezogen honoriert und tragen darüber hinaus das
unternehmerische Risiko.
Einer materiellen Ausbeutung der freiberuflichen Dozenten (Entlohnung
unter Sozialhilfeniveau vgl.
http://www.sozialpolitik.org ) durch eine Marktbezogene Honorierung auf
der einen Seite steht eine BAT-Alimentierung, d.h. leistungs- und marktUNabhängige
Entlohnung für die Geschäftsleistung, Verwaltung sowie eine willkürliche
Entlohnung der HAG-Dozenten, und hohe Beratungshonorare auf der anderen
Seite gegenüber.
Abendrealschule und Abendgymnasium sowie HAG fahren
seit Jahren Defizite ein, die voll auf Kosten der Dozenten der vhs gehen.
Die Schwachen tragen die Starken (inverse Solidarität). Die Dozenten
bilden die finanztechnische Verfügungsmasse der vhs. Zuerst müssen
alle anderen bedient werden, dann erst kommen die Dozenten, die die
eigentliche Leistung, für welche die vhs steht, erbringen.
Anfang 2003 hat
verdi für das Jahr 2003 einer Lohnerhöhung von 2,4 % sowie jeweils 1 %
für die zwei folgenden Jahre durchgesetzt. Von dieser Erhöhung profitierten
auch die Geschäftsleitung und die Abteilungsleitung. Die Dozenten verdienen
das 3 bis 5fache weniger (vgl. oben). Trotzdem hat die Direktorin und
die Mehrheit der Abteilungsleiter vorgeschlagen, die Honorare der Dozenten
nicht zu erhöhen und haben ca. 5 Seiten an Begründung
geliefert.
Das Experiment mit
Wärtern und Gefangenen hat gezeigt, dass Strukturen auch Verhaltensweisen
bedingen. Hier zeigen sich die gleichen Auswirkungen, Solidarität
geht in feudalen Klassenstrukturen schnell verloren. Fairerweise muss gesagt
werden, dass nicht alle Abteilungsleiter sich so asozial verhielten: Die
beiden Mitglieder des Betriebsrates und der EDV-Abteilungsleiter haben sich
enthalten. Letzterer hat wahrscheinlich gerade deswegen die Quittung
bekommen: Kündigung (vgl. oben). Ich habe diese Verhaltensweisen in der
Mitgliederversammlung von 2002 kritisiert. Falls nun jemand meint, die
Beteiligten hätten sich für dieses Verhalten entschuldigt, der irrt. Nein,
diese Personen haben sich beschwert, dass ich solch ein asoziales Verhalten
gerügt hatte.
4. Fehlende Transparenz durch bewusste Verschleierung, Vertuschen, Verschweigen und
Verbreitung von falschen, zweideutigen oder allgemeinen Informationen |

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Vorstand und Beirat wurden wissentlich und
vorsätzlich über die katastrophale wirtschaftliche Situation der HAG im
Unklaren gelassen. Bei der letzten gemeinsamen Sitzung des Beirats und
des Vorstandes im Herbst 2003 hat der Leiter der HAG, Dr. Knörzer, über eine
Stunde Werbung für die HAG gemacht, über die wirtschaftlichen Risiken hatte
er kein einziges Wort verloren. Damals war für den Leiter der HAG und die
Leiterin der vhs schon absehbar, dass die HAG trotz öffentlicher
Subventionen große Verluste einfährt.
Am 8.12.2003 wurde dem Vorstand ein Haushaltsplan
vorgestellt. In dieser Sitzung hat die Direktorin mit keiner einzigen Silbe
das Finanzdesaster der HAG erwähnt. Damit ist der Haushaltsplan nicht
ordnungsgemäß zustande gekommen. Der Vorstand darf immer gnädigst
über alle Nebensächlichkeiten debattieren, die wichtigen Kenzahlen werden
systematisch unterschlagen oder nur dann offen gelegt, wenn sie nicht mehr
verborgen werden können.
Ich durfte am 5. April 2004 zum ersten Mal
Akteneinsicht in das Finanzgebaren der HAG nehmen, obwohl ich dieses schon
seit fast zwei Jahren wiederholt gefordert hatte, immer gab es eine Ausrede,
die dies verhinderte. Erst danach konnte ich die ganze Situation innerhalb
der HAG einigermaßen übersehen und eine Sondersitzung beantragen. Der
Vorstand weigerte sich eine Sondersitzung einzuberufen.
Der Beirat hat sich am 26. April 2003 geweigert auch nur über diese
und andere Unregelmäßigkeiten zu diskutieren. Stattdessen durfte der Leiter
der HAG nochmals für ein Seminar werben. Kritische Fragen wurden abgelehnt,
schließlich musste der Vorsitzende des Beirats, Herr Traub-Martin, zu einer
Geburtstagfeier.
Sehr befremdlich ist es, dass an den erwähnten
Beiratssitzung die Gemeinderatsmitglieder - Susanne Bock (GAL-Grüne),
Margret Dotter (CDU und Dr. Karin Werner-Jensen (SPD) - die die Stadt
Heidelberg im Beirat vertreten, nicht einmal an den oben erwähnten Sitzungen
sowie an der Mitgliederversammlung vom 11. Mai 2004 teilgenommen haben und
obwohl ich ausführlich in Anträgen, die jedes Mitglied im voraus bekommen
hat, auf die verschiedenen Missstände hingewiesen habe, bis jetzt kein
Interesse an weiteren Details gezeigt haben.
Nach zwei Jahren im Vorstand muss ich folgendes
feststellen: Die überwältigende Mehrheit im Beirat und Vorstand wollen mit
Problemen der vhs nicht weiter gestört werden. Es wird eine
Vogel-Strauß-Politik betrieben. Man möchte so wenig wie möglich wissen und
möglichst schnell den Sitzungsort verlassen. Änderungen sind nicht erwünscht
und Mitarbeiter oder Mitglieder der vhs Organe müssen mit persönlicher
Diffamierung rechnen, sofern sie sich für Änderungen einsetzen oder
Missstände beseitigen wollen.
Die vhs ist ein privater organisierter Verein, es gibt ca. 130 Mitglieder,
davon kommen in den jährlichen Sitzungen ca. 15 bis 30 Mitglieder.
Entscheidungen werden also von einem sehr kleinen Kreis getroffen. Daher
wirken sich personelle Verflechtungen und Interessengebundene
Seilschaften sehr stark aus bzw. ist eine wirksame Kontrolle fast
unmöglich. Der Verein hat nur ein scheindemokratisches Mäntelchen. Es gibt
Grund zur Annahme, dass der Verein aufgrund zu enger personeller
Verflechtung keine wirkliche Kontrolle über die Geschäftsleitung ausüben
kann oder will. So ist der Ehemann der Geschäftsführerin, Frau Dr.
Nipp-Stolzenburg, sowie andere Ehepartner von hauptberuflichen Mitarbeitern
Mitglied im Verein. Weiterhin ist nicht auszuschließen, dass weitere Freunde
und Bekannte, die an einer unübersichtlichen Situation bei der HAG und vhs
ein persönliches Interesse haben, Mitglied sind und damit einen
Selbstbedienungsladen pflegen. Die Mitgliederversammlung wiederum
entlastet und wählt den Vorstand (so geschehen im Mai 2004 unter Beteiligung
von Herrn Dr. Stolzenburg u.a. "vhs-Freunden").
5. Verschwendung durch miserables Betriebsklima und andauernde
juristische Auseinandersetzungen
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Die
jetzige Struktur garantiert keine adäquate Kontrolle der Geschäftsführung,
daher kann die Geschäftsleitung schalten und walten nach
Gutsherrenart. Vorstand, Beirat, Mitgliederversammlung, ganz zu
schweigen vom Betriebsrat und Dozentenvertretung sind machtlos.
Auch
festangestellte Mitarbeiter müssen mit Nachteilen, sogar mit Entlassung
rechnen, sofern sie kritische Fragen oder gar der Geschäftsleitung
widersprechen.
Mich hatten Mitarbeiter vertraulich darauf aufmerksam
gemacht, dass Frau Dr. Nipp-Stolzenburg nach Gutsherrenart mit Mitarbeitern
und Betriebsrat umgeht.
Konkret wurde mir über die unwürdige Behandlung von zwei
Reinigungskräften aber auch des Leiters der EDV-Abteilung berichtet.
Auch mit einer früheren Mitarbeiterin, die zu dem Zeitpunkt (Februar
2003) schon die vhs verlassen hatte, sei man so umgegangen. Diese
Mitarbeiterin war etwa zehn Jahre lang in der vhs beschäftigt, bevor Ihr
unerwartet gekündigt wurde. Sie wehrte sich vor Gericht und man einigte sich
schließlich außergerichtlich auf eine hohe Abfindung, weil diese Kündigung
vor Gericht zu scheitern drohte.
Frau Dr. Nipp-Stolzenburg hat dem
EDV-Abteilungsleiter Anfang des Jahres 2003 drei Abmahnungen innerhalb
von nur zwei Monaten erteilt und ein halbes Jahr später gekündigt. Der
Vorstand wurde immer nur im Nachhinein informiert. Ich kannte den EDV-Leiter
seit seiner Einstellung. Als EDV-Dozent und Dozentenvertreter für die
EDV-Abteilung hatte ich mit ihm gut zusammengearbeitet und vermutete, dass
die Anschuldigungen gegen ihn an den Haaren herbeigezogen und bloß ein
Vorwand für tiefer liegende Konflikte waren. Im Vergleich etwa mit der vhs
Mannheim waren die Leistungen des EDV-Leiters hervorragend. Aufgrund meiner
langjährigen Erfahrungen in der EDV weiß ich um die Problematik. Hinzu kamen
die oben genannten vertraulichen Hinweise und ich wusste, dass die
vhs-Leiterin auch mit dem Betriebsrat immer wieder auf Kollisionskurs war
(mehr dazu unten). Daher wies ich auf die Problematik der Vorwürfe hin und
schlug vor, den EDV-Leiter vor rechtlich riskanten Schritten wenigstens
anzuhören. Der Vorstand lehnte dies ab. Nachdem die Kündigung von Frau Dr.
Nipp-Stolzenburg ausgesprochen wurde, ohne dass der Vorstand vorher
informiert wurde, habe ich eine Sondersitzung einberufen, zumal der
Betriebsrat in seiner Stellungsnahme der Kündigung widersprochen hatte. Der
EDV-Leiter wurde trotzdem nicht angehört und die Kündigung für richtig
angesehen. Auch meine Warnung, wenigstens vorsorglich finanzielle
Rücklagen zu bilden, falls die in meine Augen wackelige Kündigung vor
Gericht nicht bestehen würde, wurde ignoriert und die Einstellung eines
neuen Mitarbeiters beschlossen.
Das Arbeitsgericht Mannheim hat nun entschieden, dass
die Kündigung schon allein aus formalen Gründen unwirksam ist (weil der
Arbeitnehmer vorher nicht angehört wurde, genau das hatte ich im Vorfeld
gefordert) und der EDV-Leiter weiterhin beschäftigt werden muss. Damit ist
der vhs für 2004 ein Schaden von zig Tausend Euro allein an Anwalts- und
Gerichtskosten entstanden. Ganz zu schweigen von dem womöglich
nachzuzahlenden Jahresgehalt des EDV-Leiters.
Die Geschäftsführerin, Frau Dr. Nipp-Stolzenburg, hat
sich bei der Kündigung von einem Anwalt beraten lassen, weiterhin haben zwei
ehrenamtliche Vorstandsmitglieder der vhs der Kündigung zugestimmt, die
Juristen sind, Frau Christa Herrmann, Richterin am Sozialgericht Mannheim
und Herr Stefan Andritzky, Spezialist für Sozialrecht. Statt den Schaden
jetzt zu beheben, handelt man nach dem bekannten Zocker-Motto "if you lose
double". Konkret: man legt Berufung ein. Die HAG-Verluste und diese Kosten
könnten die vhs in den finanziellen Ruin treiben. Soweit ich die Vorgänge
kenne, dürften die Mitglieder des Gemeinderats der Stadt Heidelberg, die im
Beirat der vhs sind, vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Jetzt kann
man diese abenteuerliche Geschäftspolitik noch stoppen!
Zu den inhaltlichen Vorwürfen in der Sache selbst kann
und will ich mich nicht weiter äußern, weil das Verfahren wegen einer
möglichen Berufung noch nicht abgeschlossen ist. Aber ich kritisiere an
dieser Stelle ausdrücklich, daß meine Bedenken arrogant ignoriert wurden und
daß trotz meiner Warnung für den Fall, den ich kommen sah, keine Rücklagen
gebildet wurden. Eine Geschäftsführerin und drei Juristen waren nicht einmal
in der Lage, eine formal korrekte Kündigung auszusprechen. Auch die
inhaltlichen Vorwürfe dürften genau wie die formalen kaum einer
gerichtlichen Prüfung Statthalten.
Kommunikation über Rechtsanwälte. Auch das
Verhältnis mit dem Betriebsrat ist nicht gerade das Beste. Der
Betriebsrat konnte seine Rechte oft nur durch gerichtliche Schritte und
rechtliche Mittel geltend machen. Dabei werden sowohl Geschäftsleitung als
auch Betriebsrat durch Rechtsanwälte beraten beziehungsweise vor Gericht
vertreten.
Ein paar Zahlen allein für das Jahr 2003 sprechen eine deutliche Sprache:
- 2662,20 Euro für "Beratung in
Personal-Betriebsratsfragen und Vertretung beim Arbeitsgericht" verbucht,
weitere
- 1353,72 Euro waren für den "Rechtsanwalt des
Betriebsrates" fällig sowie
- 7800,88 Euro für "Personalfragen und Vertretung
beim Arbeitsgericht" fällig.
Ich habe in vielen Vorstandssitzungen eine
Mediation zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat vorgeschlagen. Dies
wurde von der Direktorin stets abgelehnt. Der Vorstand bekam in den
Sitzungen immer die einseitige Version der Direktorin zu hören, diese wurde
fast vorbehaltlos unterstützt. Der Vorstand traf sich zwar auch mit dem
Betriebsrat, allerdings weigerte sich die Direktorin, Frau Dr.Luitgard
Nipp-Stolzenburg, stets, an diesen Gesprächen teilzunehmen. Auch diese
arrogante und sachfremde Verhaltensweise wurde durch die überwiegende
Mehrheit des Vorstandes toleriert und sogar gutgeheißen, weil angeblich die
Mitglieder des Betriebsrates rationalen Argumenten nicht zugänglich seien
und manches am besten von Gerichten geklärt werden sollte.
Jetzt frage ich Sie als politisch Verantwortliche, kann es sein,
- dass für Volksbildung vorgesehene öffentliche
Gelder für Besserverdienende (Ärzteweiterbildung) zweckentfremdet werden?
- dass innerhalb der vhs und der HAG so
unterschiedliche Vergütungssysteme bestehen, die eindeutig die vhs-Dozenten
benachteiligen, d.h. diejenigen die eigentliche Arbeit erbringen?
- dass mehr als 50 % der Einnahmen und Subventionen
für die Verwaltung ausgegeben werden?
- dass die vhs eine Zweigstelle in Ziegelhausen, aber
keine im Emmertsgrund oder in Kirchheim unterhält?
- dass die Gebühren für die Hauptschule höher liegen
als für die Realschule oder das Abendgymnasium?
- dass die meisten Teilnehmer nicht gerade aus den
benachteiligten Stadtteilen bzw. Besserverdienende Bürger mit billigen
Kursen subventioniert werden, während die Bedürftigen außen vor bleiben?
- dass mit öffentlichen Gelder unlauterer Wettbewerb betrieben wird?
- dass eine Richterin am Sozialgericht, Frau Christa
Herrmann ist seit Jahren Mitglied im Vorstand, diese asozialen Strukturen
und Unregelmäßigkeiten billigt?
- dass die Stadt Heidelberg Gelder in dieser Höhe
einem Verein sozusagen blind und ohne jede Kontrolle
oder Rechenschaft überweist?
Damit ist die Liste leider nicht komplett!
Die vhs Heidelberg betrachtet gerne den 1848 gegründeten Arbeiterverein als Vorläufer und
ist zu Recht stolz darauf, dass Ludwig Feuerbach 1848/49 hier öffentliche Vorlesungen
gehalten hat, bei denen Handwerker und Arbeiter freien Zugang hatten. Damals
ging es um Volksbildung, heute sieht es anders aus. Die Preisfrage lautet:
würde Ludwig Feuerbach bei dieser "Volkshochschule" noch einen Vortrag
halten?
"Difficile est satiram non
scribere" (Es ist
schwierig keine Satire zu schreiben), so kommentierte der römische
Dichter Juvenal die soziale Situation seiner Zeit. Dies kann man auch von
der Situation in der vhs sagen. Wer die Situation innerhalb der vhs
beschreibt, verfasst gleichzeitig eine Anklage, manche sagen sogar
Polemik.
Würde Juvenal heute nach Heidelberg kommen, er würde sich hier heimisch fühlen.
Auch wenn er auf Kölsch und Cianti, die Lieblingssorten des
Heidelberger-Toskana-Klüngels, verzichtet, gibt es noch viele andere Bier-
und Weinsorten unter denen er frei wählen könnte und das soziale Miteinander
ist ihm bestens vertraut.
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