Soziale Frage im 21. Jahrhundert: Feudale Klassenstruktur innerhalb der Beschäftigten


 

Jetzt tragen wir des langen Friedens Übel:
Uns drückt was härter ist als der Krieg, der Luxus.
Decimus Junius Juvenal


"Difficile est satiram non scribere" (Es ist schwierig keine Satire zu schreiben), so kommentierte der römischen Dichter Juvenal einige Vorkommnisse die soziale Situation seiner Zeit. Dies kann man auch von der sozialen Situation in unserer Zeit sagen. Wer die feudale Klassenstruktur innerhalb der Beschäftigten beschreibt, verfasst gleichzeitig eine Anklage, manche sagen sogar Polemik.

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Feudale Klassenstruktur innerhalb der Beschäftigten

  1. Normale Arbeitsverhältnisse:
    • Löhne: leistungsgerechte und sozialverträgliche Entlohnung;
    • umfangreiches Arbeitsrecht (Arbeits- und Kündigungsschutz, Arbeitsvertrag,  Betriebsverfassung, Mitbestimmung, Betriebsvereinbarungen, Arbeitsgerichtsbarkeit);
    • umfangreiche Vorsorge durch Sozialversicherungen: Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung.
  2.  Diskontinuierliche, atypische, prekäre Arbeitsverhältnisse:
    • Löhne: Entlohnung teilweise unter Sozialhilfeniveau;
    • vom Arbeitsrecht fast gänzlich ausgenommen, diese Beschäftigten haben zwar viele Pflichten aber keine Rechte;
    • Vorsorge kaum möglich. Insbesondere Arbeitslosen- und Rentenversicherung bleiben auf der Strecke.

Die Tendenz geht dahin, dass das Normalarbeitsverhältnis zurückgeht und prekäre Arbeitsverhältnisse zunehmen. Von den prekären Arbeitsverhältnissen sind in erster Linie diejenigen betroffen, die die eigentliche Arbeit oder Dienstleistung erbringen, während die Mitarbeiter in den Verwaltung davon fast nicht betroffen sind.

Nicht Leistung, sondern wirtschaftliche Macht entscheidet über die Entlohnung

Zwar gibt es eine Kluft zwischen gut Qualifizierten und Menschen ohne beruflichen Abschluss, aber davon allein hängt die Entlohnung nicht ab. Es bilden sich nicht nur so genannte Winner-Take-All-Märkte, in denen nur die besten alles mitnehmen und alle anderen leer ausgehen (Frank, Robert H./Cook, Philip J., 1997: Die Winner take all-Gesellschaft. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, 90-99), sondern auch Hochqualifizierte werden nicht leistungsgerecht entlohnt, insbesondere in der Weiterbildung (vgl. Amerikanische Verhältnisse in der Weiterbildung/Erwachsenenbildung).

 


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